Orgelwerke

Tettnang, Schlosskirche

Neubau mit Wechselschleifen | II/12 | 2011 | Opus 997

Die einstige Schlosskapelle des Grafen von Montfort wurde im Jahre 1854 den evangelischen Christen in Tettnang vom königlichen Ministerium des Kirchen- und Schulwesens als Gottesdienstraum zur Verfügung gestellt. Sie diente bis dahin lange Zeit als Wagendepot und wurde vor der ersten Nutzung vom Finanzministerium aufwändig renoviert. Für die Begleitung des Gemeindegesanges stand jedoch kein Instrument zur Verfügung. Zwei Jahre nach Einweihung der Kirche konnte die Gemeinde mit Hilfe der Gustav-Adolf-Stiftung ein Harmonium erwerben.

Mit Hilfe von Spenden wurde 1895 der Wunsch nach einer kleinen Walcker-Orgel mit einer Klaviatur und acht Registern wahr, deren Metallpfeifen 20 Jahre später requiriert und durch Zinkpfeifen ersetzt wurden. Nach der Renovierung 1953-55 musste die Gemeinde aus Kostengründen auf eine dem herrlich barocken Raum angemessenen neuen Orgel verzichten und entschied sich für ein preisgünstigeres Serien-Instrument der Firma Walcker. Nach knapp 50 Jahren ereilte der Orgel das gleiche Schicksal wie vielen Instrumente aus der Zeit: In jeglicher Hinsicht unbefriedigend und zu früh sehr störanfällig! Zum 150jährigen Jubiläum entschloss sich die Kirchengemeinde zu einem Orgelneubau. Nach einer langen Planungsphase und einer Orgelfahrt durch Südwürttemberg und der Schweiz wurde die Firma "Freiburger Orgelbau" in March-Hugstetten mit dem Bau einer neuen Orgel beauftragt. Aus Platzgründen und in Absprache mit dem Referat für Denkmalpflege kam nur der bisherige Standort, die Seitenempore, in Frage.

Der Standort auf der Westempore war aus pragmatischen Gründen nicht möglich, da diese zu schmal ist, für den Durchgangsverkehr frei bleiben muss und eine Orgel an der Stelle dem Kirchenraum zu viel Licht nimmt. Das neue Instrument ist eines der ersten Instrumente des Juniorchefs Tilmann Späth. Er konstruierte das Instrument und konnte auf die langjährige Erfahrung seines Vaters zurückgreifen. Zur besseren Klangabstrahlung wurde das Gehäuse auf die Emporenbrüstung gestellt, die Windlade zur besseren Nutzung des geringen Platzes gedreht und der Spieltisch auf das Gehäuse bezogen seitenspielig angebracht. Um auf diesem beengten Raum gottesdienstlichen und konzertanten Ansprüchen zu genügen, hat man sich für das System der Wechselschleifen entschieden. Alle Manualregister außer dem Prinzipal, der Oktave und der Mixtur stehen auf Wechselschleifen und sind auf dem einen oder dem anderen Manual spielbar. Das Orgelwerk ist aus hochwertigen Materialien bis ins Detail sehr kunstvoll gearbeitet. Die Intonation ist grundtonbezogen und die Einzelstimmen mischen sich sehr gut im Raum.

Disposition

I. Manual C-g3

  1. Prinzipal 8'
  2. Gedacktflöte 8'
  3. Salicional 8'
  4. Oktave 4'
  5. Flöte 4'
  6. Nazard 2 2/3'
  7. Flöte 2'
  8. Mixtur 4f HZ 2'
  9. Terz 1 3/5'
  10. Basson-Hautbois 8'

II. Manual (Wechselschleifen) C-g3

Gedacktflöte 8'
Salicional 8'
Flöte 4'
Nazard 2 2/3'
Flöte 2'
Terz 1 3/5'
Basson-Hautbois 8'
 

Pedal C-f1

  1. Subbass 16'
    Oktavbass 8' Oktavauszug

Koppel:
II/I, I/P, II/P

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