Orgelwerke

Goslar, Marktkirche

Renovierung und Erweiterung der Schuke-Orgel (1970) | III/58 | 2012

Die Marktkirche in Goslar wurde nach den beiden berühmten Ärzten und Apothekern St. Cosmas und Damian benannt. Als "ecclesia forensis" (Marktkirche) wird sie 1151 erstmalig urkundlich erwähnt. Das Kernstück des heutigen Baus ist die romanische, dreischiffige Pfeilerbasilika mit flacher Balkendecke.

Eine Besonderheit der Kirche sind die modern gestalteten Fenster im Hohen Chor. Diese wurden von dem bekannten Maler, Grafiker und Glasbildner Johannes Schreiter in den Jahren 1992 bis 2003 gestaltet. Die Fenster sind zu einem Begriff für moderne Glaskunst in Kirchenfenstern geworden. Die Schreiter-Fenster im Altarraum und das Tauffenster mit romanischer Engelscheibe in der Südapsis sind über die Grenzen Goslars bekannt geworden und reihen sich ein in die in den vergangenen Jahrzehnten von einem der bedeutendsten Glaskünstler geschaffenen Kirchenfenster, wie z.B. in der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg, im Augsburger und im Ulmer Münster.

Die Orgel in diesem bedeutenden Kirchenraum wurde 1970 von der traditionsreichen Orgelbauwerkstatt Karl Schuke erbaute. Sie verfügte ursprünglich über 37 Register auf drei Manualen. In einem Zeitraum von fünf Jahren wuchs in Zusammenarbeit mit dem Organisten Gerald de Vries und dem Kirchenvorstand ein Konzept zur Renovierung dieses für die Orgelbewegung bedeutenden Instruments.

Ein Kernpunkt der Renovierung war die Freilegung der großen Rosette hinter der Orgel. Dies beinhaltete eine neue Gestaltung des Orgelprospekts sowie eine Reorganisation der dahinter liegenden technischen Anlage. So entwickelten wir eine Prospektform, die in sich zunächst klar und eindeutig ist. Die Prospektpfeifen sind dagegen unregelmäßig, ja beinahe chaotisch vor dieser Form platziert. Sieben Pfeifen ragen gar über die Form hinaus. Darüberhinaus sind sieben Pfeifen durch goldene Labien herausgehoben. Es entsteht dadurch eine optische Tiefe von Form und Unordnung, die auf die Spannung von Chaos und Schöpfung verweist. Im harmonischen Erklingen der Orgel, so ist der theologische Gedanke, wird in gewisser Weise der Akt der Schöpfung, nämlich der Übergang von Chaos zur Ordnung, wiederholt. Die Bedeutung der Orgel als Instrument der Verkündigung wird damit unterstrichen.

Dafür wurde das vorhandene Oberwerk, welches sich mittig befandt, zweiteilig nach außen verlegt. Hinter der Orgel wurde ein 14 registriges Auxiliar-Werk eingebaut, um die Klangpalette des Instruments zu erweitern. Darüber hinaus wurde das Hauptwerk um fünf Stimmen erweitert. Pedal und Oberwerk erhielten jeweils ein zusätzliches Register Untersatz 32' bzw. Salicional 8'.

Mit der Renovierung und Nachintonation der qualitativ hochwertigen Orgel und der Erweiterung um wünschenswerte Register steht dem Orgelspieler in der Marktkirche zu Goslar jetzt ein Instrument mit 58 Registern zur Verfügung, welches keine Wünsche offen lässt. Auch für kommende Generationen ist somit ein optisch wie klanglich ansprechendes Orgelunikat mit einem Kernbestand aus der Orgelbewegung gesichert.

Disposition

I. Hauptwerk C-g3

  1. Prinzipal 16' *
  2. Bordun 16'
  3. Oktave 8'
  4. Konzertflöte 8' *
  5. Violoncello 8' *
  6. Koppelflöte 8'
  7. Oktave 4'
  8. Gemshorn 4'
  9. Nasat 2 2/3'
  10. Oktave 2'
  11. Cornett 3-5f *
  12. Mixtur 5-6f 1 1/3'
  13. Trompete 16' *
  14. Trompete 8'

II. Oberwerk C-g3

  1. Gedackt 8'
  2. Salicional 8' *
  3. Prinzipal 4'
  4. Rohrflöte 4'
  5. Oktave 2'
  6. Waldflöte 2'
  7. Quinte 1 1/3'
  8. Sesquialter 2f
  9. Scharff 4f 1'
  10. Rankett 16'
  11. Trichterregal 8'
    Tremulant

III. Brustwerk C-g3

  1. Holzgedackt 8'
  2. Blockflöte 4'
  3. Prinzipal 2'
  4. Sifflöte 1'
  5. Terzian 2f
  6. Zymbel 3f 1/2'
  7. Krummhorn 8'
    Tremulant

Auxiliar Schwellwerk C-g3

  1. Geigenprinzipal 8' *
  2. Traversflöte 8' *
  3. Nachthorn 8' *
  4. Gambe 8' *
  5. Vox coelestis ab c0 8' *
  6. Fugara 4' *
  7. Flöte 4' *
  8. Nazard 2 2/3' *
  9. Schweizerpfeife 2' *
  10. Terz 1 3/5' *
  11. Mixtur 3-4f 2 2/3' *
  12. Trompette harmonique 8' *
  13. Oboe 8' *
  14. Clarine 4' *
    Tremulant

Pedal C-f1

  1. Untersatz 32' *
  2. Prinzipal 16'
  3. Subbass 16'
  4. Oktave 8'
  5. Gedackt 8'
  6. Oktave 4'
  7. Pommer 4'
  8. Nachthorn 2'
  9. Mixtur 5f 2'
  10. Posaune 16'
  11. Trompete 8'
  12. Schalmei 4'

Register mit * wurden neu hergestellt.

Koppel: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
Aux/I, Aux/II, Aux/III, Aux/Ped, Super Aux, Sub Aux
 

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