Orgelwerke

Essen, Erlöserkirche

Renovierung und Erweiterung der Schuke-Orgel (1958) | III/38

Fertigstellung geplant für 2023

Franz Heinrich Schwechten, der Architekt der bekannten Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, schuf den Entwurf für die Erlöserkirche im Essener Stadtteil Holsterhausen. Der neoromanische Hallenbau wurde im Jahr 1909 geweiht und nach Kriegsbeschädigungen mit einem umgestalteten Inneren wieder aufgebaut und gilt heute als eine der schönsten großen Kirchen im Rheinland. Auf der umlaufenden Empore über dem Altar errichtete die Berliner Werkstatt Karl Schuke 1958 eine dreimanualige Orgel in einem bemerkenswerten, dreiteiligen Gehäuse mit charakteristisch nach innen geneigten und an der Außenseite kannelierten Seitenwänden.

Die mechanische Spieltraktur ist im Gegensatz zu späteren Instrumenten noch fast komplett aus Holz (mit Aluwellen) und die Schleifen werden mittels individuell konstruierter, elektropneumatischer Registerzugapparate betätigt. Auch die spezielle Schleifenkonstruktion stellt eine interessante Besonderheit dar. Die Mensuren sind für den Raum angemessen, jedoch kann die erbauungszeitbedingte (Kernspalten-)Intonation nicht ausreichend überzeugen. Insgesamt steht die Orgel qualitativ weit über dem damaligen Standard.

Bei den geplanten Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten geht es vor allem darum, das Instrument technisch und klanglich nicht nur zu revidieren, sondern zukunftsgerichtet weiter zu entwickeln, ohne der ursprünglichen Idee des Erbauers zu widersprechen.

Im ersten Bauabschnitt erfolgt eine Sanierung und Erweiterung der technischen Ausstattung. Der bestehende Spielschrank wird umgestaltet und der Pedaleinschub durch den Einbau längerer Manualklaviaturen auf Normmaß gebracht. Durch das Hinzukommen weiterer Registerschalter wird ein Umbau der Registerstaffeln mit neuen Wippen erforderlich. Das Spielgefühl der Tontraktur wird durch Maßereduzierung optimiert und die Koppeln werden sämtlich elektrifiziert. Gleichzeitig zur Umstellung und Ergänzung der Elektrik erhält die Orgel eine moderne Setzeranlage mit bedienungsfreundlichem Touch-Display. Umbau und Teilerneuerung des Windsystems werden stabile Druckverhältnisse gewährleisten. Die Stimmtonhöhe wird auf den Normwert 440 Hz bei 18 °C gesenkt und das gesamte Pfeifenwerk einer Nachintonation unterzogen, welche die innere Balance der Stimmen zueinander herstellt und ihnen mehr Fülle, Farbe und Charakter verleiht.

In einer zweiten, zukünftigen Phase ist die klangliche Erweiterung der Orgel durch ein elektrisch angesteuertes Auxiliarwerk mit Einzeltonventilen geplant. Aus 6 Pfeifenreihen werden so mittels Oktavauszügen 14 Register gewonnen, die an die anderen Werke gekoppelt werden können. Die vorgesehenen Register (Streicher-, Grund- und Zungenstimmen) ergänzen das bestehende Ensemble, um die Anforderungen an ein musikalisch umfassenderes Spektrum zu erfüllen. Ein dickwandiger Schwellkasten sorgt für maximale Schwellwirkung. Für die Aufstellung des Werkes steht hinter dem Hauptgehäuse ausreichend Platz zur Verfügung. Um die Orgel noch besser in die vielfältigen konzertanten Aktivitäten einbeziehen zu können, soll künftig auch ein mobiler, freistehender Spieltisch im Altarraum aufgestellt werden.

Disposition

I. Hauptwerk C-g3

  1. Principal 8'
  2. Spillpfeife 8'
  3. Oktave 4'
  4. Spitzflöte 4'
  5. Quarte 2f. 2 2/3'+2'
  6. Mixtur 6-8f. 1 1/3'
  7. Trompete 16'
    Tremulant
    II-I, III-I
    Sub/Super I, Sub/Super II-I,
    Sub/Super III-I

II. Oberwerk C-g3

  1. Rohrflöte 8'
  2. Quintadena 8'
  3. Principalflöte 4'
  4. Rohrnassat 2 2/3'
  5. Oktave 2'
  6. Quinte 1 1/3'
  7. Oberton 4f. 4'+1 3/5'+1 1/7'+8/9'
  8. Mixtur 4-6f. 1'
  9. Cymbel 3f. 1/6'
  10. Rankett 16'
  11. Trompete 8'
    Tremulant
    III-II
    Sub/Super II

III. Brustwerk (schwellbar) C-g3

  1. Gedackt 8'
  2. Holzprincipal 4'
  3. Rohrflöte 4'
  4. Trichterflöte 2'
  5. Sifflöte 1'
  6. Sesquialtera 2f. 2 2/3'+1 3/5'
  7. Tertian 2f. 1 3/5'+1 1/3'
  8. Scharff 5f. 2/3'
  9. Krummhorn 8'
    Tremulant
    Sub/Super III

Auxiliar (schwellbar, vacant)* C-g3

A1. Bordun 16'
A2. Quinte 10 2/3'
A3. Flöte 8'
B1. Gamba 16'
B2. Gamba 8'
B3. Gamba 4'
C1. Salicional 8'
C2. Salicional 4'
D1. Schwebung 8'
D2. Schwebung 4'
E1. Fagott 16'
E2. Oboe 8'
F1. Trompete 8'
F2. Trompete 4'
Tremulant
Sub/Super Aux
Aux-I, Aux-II, Aux-III, Aux-P

Pedal C-f1

  1. Principal 16'
  2. Subbaß 16'
    Quinte 10 2/3' TM Aux., vacant
  3. Oktave 8'
  4. Gedackt 8'
  5. Kupferflöte 4'
  6. Pommer 2'
  7. Baßsesquialtera 3f. 5 1/3'+4'+3 1/5'
  8. Hintersatz 5f. 2'
  9. Posaune 16'
  10. Trompete 8'
  11. Trompete 4'
    I-P, II-P, III-P
    Super III-P


    Setzeranlage mit Touch-Display

    mechanische Schleiflade
    elektropneumatische Registertraktur

    * neues Auxiliar geplant als floating Division mit elektrischer Einzeltonansteuerung