Orgelwerke

Mainz, St. Bonifaz

Renovierung der Oberlinger-Orgel (1957) | III/43 | 2019

Die nach Kriegszerstörung in moderner Form 1957 neu gebaute Pfarrkirche St. Bonifaz in der Mainzer Neustadt ist ein nüchterner, aber imposanter, dreischiffiger Bau auf rechteckigem Grundriss mit geradem Chorabschluss. Die Gliederung des Innenraumes geschieht durch deckenhohe, durchfensterte Unterbrechungen in den massigen, kahlen Wänden. Bis auf den Chorbereich fehlen Pfeilerkonstruktionen in dem weiten Raum völlig. Markante schallsegelartige Deckenelemente der schmalen Seitenschiffe reichen in das Hauptschiff hinein. Über der Westempore öffnet sich ein großes, dreibahniges Fenster, das bis zur Höhe der Seitenschiffe von der zweigeteilten Orgel symmetrisch flankiert wird. Ihr holzsichtiges Gehäuse ruht auf je einer gestützten Betonplattform und umfasst mehrere, um die Ecke zum Fenster hin geführte Pfeifenfelder. Die Eckposition wird von einem runden Basspfeifenturm betont.

Der erste Bauabschnitt des Instrumentes wurde 1957 von der Werkstatt Oberlinger geliefert. Im Laufe der Jahre wurde die Orgel von derselben Firma weiter vergrößert und 1989 mit einen neuen freistehenden Spieltisch mit runden Registerzugterrassen versehen. Im linken Gehäuse befindet sich unten das Hauptwerk und darüber das Schwellwerk; rechts steht unten die Windlade des Pedals und oben die des Positivs.

Über die Reinigung und Revision hinaus wurden verschiedene Arbeiten erforderlich, um das Instrument technisch und klanglich auf ein sicheres und konzeptionell höheres Niveau zu heben.

Der vorhandene Spieltisch wurde grundlegend renoviert und – wie auch die gesamte Orgel inklusive der Schleifenzugmagnete – mit einer neuen Elektrik/Elektronik ausgestattet. Gleichzeitig erhielt die Orgel eine moderne Setzeranlage. Das extrem instabile Windsystem (vorher mit bis zu 35% Druckabfall) konnte durch Modifizierungen an der Windanlage und Windversorgung vollständig ausgeglichen werden. Dazu tragen u.a. auch neue Schleifendichtungen und Pulpeten, sowie sog. Moteurs bei, kleine pneumatisch angesteuerte Zusatzladen, auf denen die besonders windfressenden Pfeifen mit einer direkteren Windversorgung stehen.

Im klanglichen Bereich erfolgte als wichtigste Maßnahme eine gründliche Nachintonation. Somit wurde der steile Klangaufbau mit seiner scharfen, grundtonarmen Prägung hin zu einem besser tragenden und fülligeren Klang ausgeglichen. Als zusätzliche Registeränderungen wurde im HW ein 3faches Cornett ergänzt, der Pommer 16’ zu einem Bourdon 16’ umgearbeitet und die Schalmey 4‘ im SW durch eine Trompette harmonique 8‘ ersetzt

Um die Orgel auch vom Altarraum aus spielen zu können, wurde ein einfacher, mobiler MIDI-Spieltisch mitgeliefert.

Disposition

I. Hauptwerk C-g3

  1. Bourdon 16’ (aus Pommer 16‘)
  2. Principal 8‘ (Prospekt)
  3. Hohlpfeife 8‘
  4. Octave 4‘
  5. Gedacktflöte 4’
  6. Quinte 2 2/3’
  7. Superoctave 2’
  8. Cornett 3f. 2 2/3' (neu, ab a°)
  9. Mixtur 5f. 1 1/3’
  10. Fagott 16’
  11. Trompete 8’

II. Positiv C-g3

  1. Holzgedackt 8’
  2. Salicional 8‘
  3. Principal 4‘
  4. Koppelflöte 4’
  5. Oktave 2’
  6. Quinte 1 1/3’
  7. Sifflöte 1’
  8. Scharff 4f. 1’
  9. Krummhorn 8’
    Tremulant

III. Schwellwerk C-g3

  1. Holzflöte 8’
  2. Rohrflöte 8’
  3. Viola da Gamba 8’
  4. Vox coelestis 8’
  5. Principal 4’
  6. Gemshorn 4’
  7. Waldflöte 2’
  8. Sesquialter 2f. 2 2/3’
  9. Mixtur 5f. 2’
  10. Dulcian 16’
  11. Trompette harmonique 8’ (neu, ersetzt Schamey 4’)
  12. Oboe 8’
    Tremulant

Pedal C-f1

  1. Untersatz 32’ (akustisch)
  2. Prinzipalbass 16’ (Prospekt)
  3. Subbass 16’
  4. Octavbass 8’ (Prospekt)
  5. Pommer 8’
  6. Octave 4’
  7. Rohrpfeife 2’
  8. Mixtur 4f. 2 2/3’
  9. Posaune 16’
  10. Trompete 8’
  11. Clarine 4’

 

6 Normalkoppeln
Cymbelstern
Elektrische Ton- und Registertraktur
Setzeranlage

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