Orgelwerke
Waldkirch, St. Margarethen
Restaurierung der Walcker-Orgel von 1869 | II/26 | 1998
Die Orgel der St. Margarethen-Kirche in Waldkirch wurde 1875 als erster südbadischer Auftrag der renommierten Orgelbauwerkstatt E.F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) erbaut und markierte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. Die außergewöhnliche Qualität des Instruments führte zu zahlreichen Folgeaufträgen in der Region, darunter Orgeln in Geisingen, Wehr und Pfaffenweiler sowie in bedeutenden Kirchen wie dem Freiburger Münster und der Abtei St. Peter.
Umbauten und Veränderungen
In den 1960er-Jahren wurde der Zustand der Orgel erstmals kritusch bewertet. Erste Überlegungen zu einem Neubau oder einer umfassenden Renovierung wurden1963 angestellt, doch die Herausforderungen, insbesondere die Anpassung an die barocke Innenarchitektur der Kirche, verzögerten eine Umsetzung. Verschiedene Orgelbauer legten in den Folgejahren Angebote vor, unter anderem E.F. Walcker & Cie. selbst.
Im Jahr 1973 entschied man sich schließlich für eine umfassende Renovation durch den Freiburger Orgelbau August Späth. Dabei wurden wesentliche Eingriffe vorgenommen: Die Windanlage wurde ersetzt, das Gehäuse in der Tiefe um einen Meter verkürzt, und die Disposition sowie Intonation deutlich verändert, um den Klangcharakter der Zeit anzupassen. Diese Maßnahmen führten zu einem Verlust an historischer Substanz, einschließlich der ursprünglichen Klanggestalt.
Wiederherstellung der historischen Disposition
Nach Jahrzehnten intensiver Nutzung wurden 1989 Pläne für eine Sanierung entwickelt, die schließlich 1992 durch unsere Firma durchgeführt wurden. Dabei wurde der Gedecktbaß 8' im Pedal in seine ursprüngliche Form zurückgeführt. Dennoch blieb das Ziel einer vollständigen Rückführung zur originalen Klanggestalt zunächst bestehen.
1998 wurde die ursprüngliche Disposition schließlich weitgehend rekonstruiert, ergänzt durch eine neue Windanlage. Die Stimmtonhöhe von 440 Hz sowie die Kürzung des Gehäuses aus den 1970er-Jahren wurden beibehalten. Die Intonation wurde ein weiteres Mal überarbeitet, um dem ursprünglichen Klang möglichst nahe zu kommen.
Ein 2018 entstandener Film der Georg-August-Universität Göttingen über unseren Intonateur Reiner Janke zeigt u.a. am Beispiel der Orgel in St. Margarethen, wie diese klanggleichen Kopien historischer Orgelpfeifen heute hergestellt werden.
Die Walcker-Orgel von St. Margarethen ist nach den genanten Restaurierungen und Überarbeitungen heute ein weitgehend erhaltenes historisches Instrument.
Disposition
I. Hauptwerk C–f3
- Bourdon 16'
- Principal 8'
- Viola di Gamba 8'
- Gedeckt 8'
- Hohlflöte 8'
- Gemshorn 8'
- Dolce 8'
- Octav 4'
- Rohrflöte 4'
- Super-Oktav 2'
- Mixtur IV 2 2/3'
- Cornett V 8' ab g0
- Trompete 8'
II. Nebenwerk C–f3
- Prinzipal 8'
- Lieblich Gedeckt 8'
- Salicional 8'
- Dolce 4'
- Traversflöte 4'
- Gemshorn 4'
- Clarinett 8'
Pedal C–d1
- Violon-Bass 16'
- Subbass 16'
- Violoncello 8'
- Octav-Bass 8'
- Gedeckt-Bass 8'
- Posaunen-Bass 16'