Orgelwerke

Braunschweig, Dom, Chororgel

Neubau | III/32 +3 Ext. +16 TM | opus 1017 | 2023

Seit Jahrzehnten bestand der Wunsch der Gemeinde und ihrer Kirchenmusiker, eine Chororgel für den geschichtsträchtigen Dom zur Verfügung zu haben. Das reichhaltige Chormusikleben der Braunschweiger Domsingschule und die akustische Situation machten ein solches Instrument geradezu zur Notwendigkeit. Die von uns 2003 und 2022 überarbeitete Schuke-Orgel im Westen (Baujahr 1962) kann die vorderen Bereiche des Domes nur indirekt und verzögert erreichen und somit die dort stattfindenden Gottesdienste und Chorkonzerte musikalisch nicht optimal unterstützen. Aufgrund der hervorragenden Eignung zur Chorbegleitung wurde in der neuen Braunschweiger Chororgel eine englisch-romantisch ausgerichtete Disposition und Intonation realisiert. Wir untersuchten im Vorfeld mehrere historische Orgeln des viktorianischen Orgelbauers Henry "Father" Willis, die als Inspiration für das Klangkonzept dienten.

Verschiedene Möglichkeiten der Aufstellung einer geeigneten Chororgel wurden im Laufe der Jahre durch die Kommission erörtert. Einerseits musste die Position akustisch und technisch sinnvoll sein, andererseits musste Rücksicht genommen werden auf den architektonischen Eindruck des Innenraumes und der historischen Seccomalerei im Chor- und Vierungsbereich. Zusammen mit Architekten, Beauftragten der Denkmalpflege und dem Orgeldesigner L. Zickermann entstand ein Konzept, bei dem die Orgel auf zwei unregelmäßig geschwungene, freistehende und spiegelbildlich angeordnete Türme mit flügelförmigen Prospekten verteilt wurde, die am Übergang vom Vierungschor zum Querhaus aufgestellt sind. Die großen Holzpfeifen des Pedalregisters Open Diapason 16' stehen außerhalb der Orgeltürme zu ebener Erde im nördlichen Querschiff.

Die Chororgel besitzt 32 reale Register mit 2222 Pfeifen, deren Verwendung durch drei Oktavextensionen in den Manualen und 16 Transmissionen im Pedal erweitert wird. Die mehrfach genutzten Register stehen auf Windladen mit Einzeltonsteuerung, die übrigen auf elektrisch angesteuerten Schleifladen. Die kräftigen Zungenregister stehen auf separaten Hochdruckladen. In beiden Orgeltürmen befindet sich jeweils ein großes schwellbares Werk. Die Schwellkästen sind an drei Seiten mit individuell steuerbaren Jalousien ausgestattet und ermöglichen eine differenziertere Raumbeschallung. Das Solo-Werk besteht aus einer Tuba mirabilis 8' sowie einem Röhrenglockenspiel. Die Superoktavkoppeln sind in den Manualen bis g4 ausgebaut, ausgenommen davon sind die Mixturen und 2-Fuß-Register. Vom ebenfalls neuen Zentralspieltisch aus wird sowohl die neue Chor- als auch die alte Hauptorgel gespielt. Die gesamte Anlage bietet mit ihren 89 klingenden Registern, den charaktervollen stilistischen Ausprägungen und der hervorragenden räumlich-akustischen Situation einzigartige musikalische Möglichkeiten. Die Elektronik samt Setzeranlage wurde auf Wunsch des Auftraggebers durch einen externen Anbieter (Thomas Fritsch, Fa. Aplos) geliefert.

Der Orgelbauverein informiert mit einer eigenen Homepage über das Chororgelprojekt.

Eine ausführliche und reich bebilderte Festschrift über die neue Chororgel im Braunschweiger Dom kann per Mail direkt beim Orgelbauverein (info@orgel-braunschweigerdom.de) oder unter Angabe der ISBN-Nummer 978-3-00-077388-4 im Buchhandel bezogen werden. Softcover, 124 Seiten, 21 x 21 cm, 15,- €.

 

 

Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann
Foto: L. D. Zickermann

Disposition

Nordturm (schwellbar) C-g3

  1. Double Diapason 16' (Prospekt)
  2. Bourdon 16'
  3. Diapason I 8' (Prospekt)
    Diapason II 8' (Ext. Db. Diap. 16')
  4. Claribel Flute 8'
  5. Bourdon 8'
  6. Viola da Gamba 8'
  7. Voix céleste 8'
  8. Octave 4'
    Violon 4' (Ext. Db. Diap. 16')
  9. Harmonic Flute 4'
  10. Twelfth 2 2/3'
  11. Fifteenth 2'
  12. Mixture 3 ranks 1 3/5'
  13. Double Trumpet 16' (Hochdruck) *
  14. Trumpet 8' (Hochdruck)
  15. Clarionet 8' *
    Tremulant

Südturm (schwellbar) C-g3

  1. Contra Gamba 16' (Prospekt)
  2. Geigenprincipal 8' (Prospekt)
  3. Hohl Flute 8'
  4. Lieblich Gedackt 8'
  5. Violin 8'
  6. Dulciana 8'
  7. Vox angelica 8'
  8. Gemshorn 4'
  9. Concert Flute 4'
  10. Piccolo 2'
  11. Mixture 3 ranks 2 2/3'
  12. Contra Hautboy 16' (Hochdruck) *
  13. Hautboy 8'
    Cornopean 8' (Ext. Con. Hautb. 16' / Clairon 4') *
  14. Clarion 4' *
    Tremulant

Solo C-g3

  1. Tuba Mirabilis 8' (Hochdruck) *
    Cathedral Chimes (Röhrenglockenspiel) *
    Leo *

Pedal C-f1

  1. Open Diapason 16' (im Nordquerschiff) *
    Bourdon 16' (TM Nord)
    Violone 16' (TM Nord)
    Contra Gamba 16' (TM Süd)
    Diapason 8' (TM Nord)
    Violone 8' (TM Nord)
    Geigenprincipal 8' (TM Süd)
    Bourdon 8' (TM Nord)
    Viola da Gamba 8' (TM Nord)
    Octave 4' (TM Nord)
    Violone 4' (TM Nord)
    Harmonic Flute 4' (TM Nord)
  2. Ophicleide 16' (Hochdruck, Prospekt)
    Double Trumpet 16' (TM Nord) *
    Contra Hautboy 16' (TM Süd) *
    Trumpet 8' (TM Nord)
    Cornopean 8' (TM Süd) *
    Clarion 4' (TM Süd) *



    Koppeln: Nord-Ped, Süd-Ped, Solo-Ped, Süd-Nord, Solo-Nord, Sub Nord, Super Nord, Solo-Süd, Sub Süd, Super Süd.

    freie Manualzuordnung der Werke
    Oktavkoppeln ausgebaut bis g4

    Separate Steuerung und Statusanzeige aller 9 Jalousiewände (inkl. Hauptorgel)

    Setzeranlage mit Touch-Display

    * Register vacant und vorbereitet für späteren Einbau

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