Orgelwerke

Busan (KR), International Art Center

Neubau | IV/64 (3 Ext., 2 TM) | opus 1019 | 2025

Die Hafenstadt Busan ist die zweitgrößte Stadt von Süd-Korea. Derzeit wird im Auftrag der Stadtverwaltung ein Internationales Kunst- und Kulturzentrum mit Konzertsaal im Bürgerpark von Busan errichtet. Dieses 54 Hektar große Gelände gelangte formell erst 2006 zurück in die Hände der Stadt, nachdem es 50 Jahre lang durch US-Militär besetzt war. Davor beherbergte es während der japanischen Besetzung das Hauptquartier der kaiserlich-japanischen Armee. Ab 2010 wurde das geschichtlich belastete Areal zu einem Park mit kulturellen Themenschwerpunkten umgestaltet, der sowohl als didaktischer Erinnerungsort dient, als auch den Blick in die Zukunft richtet. Das neue Konzertgebäude ist in diesen bedeutsamen Kontext praktisch und visuell eingebunden. Besucher erleben die organischen Formen der Landschaft, deren wellenförmige Bewegungen zur ebenso lebendigen Linienführung der Gebäudearchitektur hinführen. Die Dynamik setzt sich innerhalb des Konzertsaales fort, hier um die Dimension der Musik und ihrer wortlose Botschaften vermittelnden Klangwellen erweitert. Das Zentrum soll 2025 eröffnet werden und sich als kulturelle und architektonische Landmarke der Stadt etablieren.

Ein musikalisches und architektonisches Kernstück des Konzertsaales bildet die neue Orgel an der Stirnwand oberhalb der Orchesterbühne. In einem internationalen Wettbewerb zur Bauvergabe für das Instrument erhielten wir mit dem von uns vorgestellten Konzept den Zuschlag. Die reichhaltige Disposition ist trotz einer deutlichen Betonung orchestraler und romantischer Klangeigenschaften universal ausgelegt. Wie es von einer modernen Konzertorgel erwartet wird, sind für eine überzeugende Interpretation aller Musikepochen entsprechende Register vorhanden. Außer für Solo- und Ensembleaufführungen muss das Instrument vor allem auch für das Musizieren mit Sinfonieorchestern ausgelegt sein und die dafür notwendige Kraft in einer relativ trockenen Akustik aufbringen.

Die Werke der ersten drei Manuale beherbergen jeweils eine vollständige Klangpyramide, in der die unterschiedlichen Pfeifenformen, abgestuften Klangstärken und -farben sowie unterschiedliche Aliquotreihen enthalten sind. Ohne die musikalischen Möglichkeiten einzuschränken, kann man das Hauptwerk als universale und kraftvolle Klangbasis der Orgel bezeichnen, während das schwellbare Positiv zu (spät-) barocken Stimmen tendiert und das Schwellwerk französisch-romantischen Vorbildern folgt. Das ebenfalls schwellbare Solo auf dem IV. Manual wird vornehmlich als letzte Volumensteigerung, z.B. beim ff-Spiel mit einem Orchester benötigt. Zusätzliche Klangeffekte ergeben sich durch ein Glockenspiel sowie ein Zimbelspiel. Im Pedal basiert der Klangaufbau auf zwei 32-Fuß-Registern. Drei Oktavauszüge und zwei Transmissionen erweitern die musikalischen Möglichkeiten dieses Werkes. Großzügige Mensuren und eine Intonation, die auf sinfonische Eigenschaften sowie Fülle, Farbe und Brillanz ausgelegt sind, gewährleisten die Erfüllung hochwertiger Konzertorgelstandards. Dabei profitieren wir von unseren Erfahrungen im Konzertorgelbau und dem stetigen Austausch mit Konzertorganisten.

Der innere Werkaufbau kommt aufgrund der nutzbaren Raumhöhe mit relativ geringer Tiefe im Orgelgrundriss aus. Hinter der Vorwölbung der Prospektfront befindet sich mittig das Hauptwerk. Dahinter stehen an der Rückwand nebeneinander auf mehrere Etagen verteilt die drei schwellbaren Werke flankiert vom beidseits aufgeteilten Pedal. Den Organisten stehen zwei Spieltische zur Verfügung: ein in den Orgelunterbau integrierter Spielschrank mit mechanischer Spieltraktur sowie ein mobiler, vollständig elektrischer Spieltisch für die Orchesterbühne.

In einem weiteren Auswahlverfahren zur äußeren Gestaltung hat sich ein Prospektentwurf unseres Orgeldesigners durchgesetzt. Darin werden die natürlichen Wellenformen der umgebenden Parkanlage und der Konzertsaalarchitektur in der Orgelansicht aufgegriffen und zu einem charakteristischen und repräsentativen Blickfang weiter entwickelt. Die dynamischen Linienverläufe der optisch schwebenden Pfeifen verkörpern die Musik als Teil der Natur und tragen das Auge des Betrachters sanft durch den Prospekt.

Unser neues Opus magnum soll Anfang 2025 fertiggestellt sein.

Disposition

I. Hauptwerk C-c4

  1. Großprinzipal 16' (Prospekt)
  2. Prinzipal 8' (Prospekt)
  3. Konzertflöte 8'
  4. Violoncello 8'
  5. Flöte 8'
  6. Oktave 4'
  7. Hohlflöte 4'
  8. Quinte 2 2/3'
  9. Superoktave 2'
  10. Kornett 5 fach 8'
  11. Mixtur major 4 fach 2'
  12. Mixtur minor 3 fach 1 1/3'
  13. Trompete 16'
  14. Trompete 8'
  15. Trompete 4'
    II-I, III-I, IV-I,
    Sub III-I, Super III-I

II. Positiv (schwellbar) C-c4

  1. Salizet 16'
  2. Prinzipal 8'
  3. Salizional 8'
  4. Gedackt 8'
  5. Quintadena 8'
  6. Oktave 4'
  7. Flauto amabile 4'
  8. Nasat 2 2/3'
  9. Doublette 2'
  10. Terz 1 3/5'
  11. Larigot 1 1/3'
  12. Sifflöte 1'
  13. Scharff 4 fach 1'
  14. Dulzian 16'
  15. Krummhorn 8'
    Tremulant
    III-II, IV-II,
    Sub III-II, Super III-II

III. Schwellwerk C-c4

  1. Bourdon 16'
  2. Diapason 8'
  3. Flûte harmonique 8'
  4. Viole de Gambe 8'
  5. Bourdon 8'
  6. Voix céleste 8'
  7. Fugara 4'
  8. Flûte octaviante 4'
  9. Nazard 2 2/3'
  10. Octavín 2'
  11. Tierce 1 3/5'
  12. Plein jeu 3-4 fach 2 2/3'
  13. Trompette harmonique 8'
  14. Hautbois 8'
  15. Voix humaine 8'
  16. Clairon 4'
    Tremulant
    IV-III,
    Sub III, Super III
     

IV. Solo (schwellbar) C-c4

  1. Principal major 8'
  2. Stentorflöte 8'
  3. Sologambe 8'
  4. Zimbel 3 fach 1'
  5. Tuba 8'
  6. Glockenspiel
    Sub IV, Super IV
    Zimbelspiel

Pedal C-g1

  1. Untersatz 32'
  2. Kontrabass 16' (Prospekt)
    Prinzipalbass 16' (Transmission HW)
  3. Subbass 16' (Extension)
    Bourdon 16' (Transmission SW)
  4. Oktavbass 8'
  5. Cello 8'
  6. Flötbass 8'
  7. Choralbass 4'
  8. Posaune 32'
  9. Bombarde 16'
  10. Fagott 16' (Extension)
  11. Trompete 8'
  12. Clairon 4' (Extension)
    I-P, II-P, III-P, IV-P,
    Super II-P, Super III-P

    mechanische und elektrische Spieltraktur,
    elektrische Registertraktur mit Setzeranlage