Orgelwerke

Rendsburg, St. Marien

Neubau | III/45 (2 Ext.) | 2025

Mit fast 700 Jahren ist die spätgotische Marienkirche der älteste erhaltene Kirchenbau in Rendsburg. Es handelt sich um eine Backsteinhallenkirche mit Polygonalchor, deren Inneres weiß verputzt und mit dezenten Farbbemalungen verziert ist. Im Kontrast zu den massigen Baugliedern und der nüchternen Architektur steht die reichhaltige Ausstattung, bestehend aus dem Altar, der Kanzel sowie Epitaphen und Bildtafeln aus der Renaissance- und Barockzeit. Seit 1922 zeigt sich die vergrößerte Orgelempore in ihrer heutigen Form mit integrierten Reliefs aus dem 17. Jahrhundert.

Die St.-Marien-Kirche ist eine der kulturell und geschichtlich bedeutendsten Kirchen in Schleswig-Holstein und beherbergt die Dauerausstellung „Glaubensspuren“. Um der Bedeutung der Kirchenmusik stärkeren Ausdruck zu verleihen und den überregional attraktiven Konzertbetrieb zu fördern, wird zum einen die Ausstellung um Themengebiete des Orgelbaus und der Orgelmusik erweitert. Andererseits wird eine neue, hochwertige Orgel das Kernstück sowohl der didaktischen Projektaufgabe, als auch des kirchenmusikalischen Lebens bilden. Nicht zuletzt soll sich das Instrument für Organisten und Studierende als neuer Anziehungspunkt in der Orgellandschaft etablieren.

In der europaweiten Ausschreibung zum Bau einer romantisch ausgerichteten Orgel und deren Integration in das Erlebniskonzept „Gläserne Orgel“ wurden auch Vorschläge für die Erweiterung des themenbezogenen Ausstellungsraumes erwartet. Wir freuen uns, dass unser Angebot die Orgelbaukommission „in großer Einmütigkeit in musikalisch-künstlerischer, gestalterischer und didaktischer Hinsicht überzeugt hat“.

Die neue Orgel wird 45 Register auf drei Manualen und Pedal besitzen und im Klang französisch-romantisch nach Cavaillé-Coll ausgerichtet sein. Die Disposition ist dabei so vielseitig angelegt, dass auch andere Musikepochen überzeugend interpretiert werden können. Die Spieltrakturen werden mechanisch angelegt, während die Registertraktur elektrisch gesteuert wird und mit einer Setzeranlage ausgestattet ist. Mit einem eigenen Schwellkasten für das Postif, einem Windschweller für das Récit, einem bis a3 erweiterten Tonumfang sowie zusätzlich elektrifizierten Trakturen (MIDI) ergeben sich weitere musikalische Nutzungsmöglichkeiten. Ein Zimbelstern, eine Celesta und ein Röhrenglockenspiel sind ebenfalls vorgesehen.

Im vorderen Orgelbereich werden die Windladen vom Grand-Orgue auf zwei Ebenen übereinander angeordnet. Hier finden auch drei Register des Kleinpedals ihre Aufstellung. Mit einer Stimmgangsbreite Abstand befinden sich dahinter die beiden Schwellwerke, ebenfalls in zwei Etagen. Ganz hinten werden Rund um den Besucherdurchgang die Pfeifen des Großpedals positioniert.

Das Orgelgehäuse besteht aus einem klangdurchlässigen Stabwerk und nutzt die gesamte Raumhöhe bis zum Gewölbe. In der Front werden vor dem Gitter die in einzelnen Gruppen angeordneten Pfeifen aus Montre 16‘ und 8‘ ohne weitere Gehäuseelemente aufgehängt. Aus der Staffelung der Pfeifenlängen und der Labienverläufe ergibt sich eine elegante, zentrumsbetonte Linienführung, welche die glänzende Pfeifenfläche dynamisch auflockert. Zwischen der stark verzierten Emporenbrüstung und dem relativ niedrigen Gurtbogen präsentiert sich der zurückhaltende Prospektentwurf als moderner, optisch leichter Abschluß der Westansicht des historischen Kirchenraumes.

Um den Besuchern die Welt der Orgel auf anschauliche und interessante Weise näher zu bringen, wird das Gehäuse und die Gesamtkonstruktion so angelegt, dass sich ein Rundgang um die Orgel ergibt. An mehreren geeigneten Positionen werden verglaste Öffnungen vorgesehen, die einen Einblick in die speziellen Bauteile und Bereiche des inneren Orgelwerkes erlauben. Darüber hinaus lassen sich interaktiv bestimmte Funktionen auslösen, die zum Mitmachen und Ausprobieren anregen, indem z.B. mechanische Teile bewegt, Töne ausgelöst oder Beleuchtungseffekte aktiviert werden können. Der angrenzende, neu einzurichtende Raum im Turm hinter der Orgel setzt die Ausstellung der „Gläsernen Orgel“ fort. Hier wird u.a. der Magazinbalg der neuen Orgel aufgestellt, der zu Demonstrationszwecken eine manuell bedienbare Schöpfanalge erhält. Unter weiteren orgelbezogenen Exponaten soll sich auch ein Orgelfunktionsmodell befinden.

Die Kirchengemeinde informiert auf einer eigenen Internetpräsenz über das Orgelprojekt: https://glaeserne-orgel-marienkirche-rendsburg.de/

Disposition

I. Grand-Orgue C-a3

  1. Montre 16'
  2. Montre 8'
  3. Flûte harmonique 8'
  4. Bourdon 8'
  5. Violoncelle 8'
  6. Prestant 4'
  7. Dulciana 4'
  8. Quinte 2 2/3'
  9. Doublette 2'
  10. Cornet V 8' ab g°
  11. Fourniture V 2'
  12. Basson 16'
  13. Trompette 8'
    II-I, III-I
    Sub/Super III-I

II. Positif expressif C-a3

  1. Diapason 8'
  2. Cor de nuit 8'
  3. Salicional 8'
  4. Unda maris 8' ab c°
  5. Prestant 4'
  6. Flûte douce 4'
  7. Nazard 2 2/3'
  8. Quarte de Nazard 2'
  9. Tierce 1 3/5'
  10. Plein jeu IV 1 1/3'
  11. Clarinette 8'
    Tremolo
    III-II
    Sub/Super III-II

III. Récit expressif C-a3

  1. Bourdon doux 16'
  2. Flûte traversière 8'
  3. Bourdon 8'
  4. Viole de Gambe 8'
  5. Voix céleste 8' ab c°
  6. Flûte octaviante 4'
  7. Octavín 2'
  8. Carillon III 2 2/3'
  9. Trompette harmonique 8'
  10. Basson et Hautbois 8'
  11. Clairon harmonique 4'
    Tremolo
    Sub/Super III

Pédale C-f1

  1. Contrebasse 16'
  2. Soubasse 16'
  3. Grand Nazard 10 2/3'
  4. Flûte 8'
  5. Violoncelle 8'
  6. Bourdon 8' (Ext.)
  7. Flûte 4' (Ext.)
  8. Bombarde 16'
  9. Trompette 8'
  10. Clairon 4'
    I-P, II-P, III-P
    Super III-P

    Spieltraktur und Normalkoppeln mechanisch,
    Registertraktur und Oktavkoppeln elektrisch,
    MIDI, Setzeranlage,
    Zimbelstern (6 Schalenglocken),
    Windschweller III,
    vorbereitet: Celesta, Röhrenglockenspiel.
    Temperierung leicht ungleichschwebend.