Orgelwerke

Luzern, Musikhochschule

Neubau einer Studien- und Konzertorgel | III/19 +4 TM | 2020 | Opus 1012

Im Süden der Schweizer Kantonshauptstadt Luzern entand 2020 ein moderner Neubau für die Musikhochschule, der alle zugehörigen Fach- und Verwaltungsbereiche in einem Zentrum auf 8.000 qm vereint. Neben Arbeits- und Unterrichtsräumen stehen den Studierenden außer einem Kammermusiksaal u.a. diverse Übungs- und Ensembleräume, sowie weitere vielfältige Nutzungs- und Forschungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hinter der Klinkerfassade bestimmen Holz und Beton den in sachlich-nüchternen Formen gehaltenen Bau als offenen Studien- und Begegnungsort.

Zur Erstausstattung der neuen Hochschule gehört auch eine anspruchsvolle Konzert- und Studienorgel, deren Bau uns die Kommission nach einem internationalen Ausschreibungsverfahren anvertraut hat. Für die Nutzung der neuen Orgel erwies sich statt eines universalen Konzeptes eine Miniaturisierung der Klangwelt poetischer Cavaillé-Coll-Orgeln aus den 1850/60er Jahren als geeignete Ausrichtung des Stils. Disposition, Mensurierung und Intonation sind dementsprechend auf einen weichen und breiten Klang hin angelegt. Unabhängig davon bleibt ein breitgefächertes Repertoire, auch aus älteren und jüngeren Epochen, überzeugend interpretierbar. Die sich daraus ergebenden vielfältigen Möglichkeiten eignen sich denn auch ideal nicht nur für Unterrichts- und Übungszwecke, sondern auch für den konzertanten Einsatz - sowohl solistisch, als auch gemeinsam mit Chor- und Kammermusikensembles.

Die dreimanualige Anlage besteht im Grand-Orgue aus einem Prinzipalplenum mit Trompette und Bourdon. Das zweite Manual (Positif) wird gebildet aus vier Stimmen, die als klangliche Vervollständigung des Grand-Orgue dienen. Die Register des Positivs sind als Transmissionen gleichzeitig auch vom Pedal spielbar, so dass sie die beiden eigenständigen Pedalregister zu einem gut besetzten Pedalwerk ergänzen. Schließlich folgt auf dem dritten Manual ein kleines Récit mit stiltypischen Registern. Zwei Oktavkoppeln erweitern die klanglichen Möglichkeiten zusätzlich.

Die Orgel erhält ein weiches und progressives Windsystem, das mit leicht ansteigendem Winddruck bei vollgriffigem Spiel jederzeit stabil bleibt. Die sensible Spieltraktur mit angenehmem Druckpunkt und leichtgängigen Koppeln fördert eine differenzierte Artikulation. Eine elektronisch gesteuerte Setzeranlage greift in die traditionell mechanische Registertraktur ein und ermöglicht die für Studium und Aufführung gewünschte Verwendung programmierbarer Klangwechsel.

Für die Aufstellung der Orgel wird die gesamte Stirnseite des 7,5m breiten und knapp 4m hohen Ensembleraumes ausgenutzt. Mittig über dem angebauten Terrassenspieltisch ist die Windlade des Grand-Orgue angeordnet; seitlich davon, etwa auf Manualhöhe die in C- und Cis-Seite geteilte Lade des Positif. Mit Stimmgang-Abstand befinden sich dahinter die tiefen Oktaven der beiden Pedal-16-Füße auf eigener Windlade, sowie der dickwandigen Schwellkasten und die Windanlage.

Der vordere, eingezogene Orgelteil mit der Prospektfront (Entwurf) hält zu den seitlichen Raumwänden deutlich Abstand, so dass die Orgel im Raum schmaler wirkt, als sie tatsächlich ist. Die Linienstruktur und die Aufteilung in drei einzelne Sektionen fördert ebenfalls die Vertikalbetonung. Frei vor dem Gehäuse stehende Pfeifen verleihen dem Prospekt eine plastische Oberfläche. Insgesamt richtet sich der schlichte Gestaltungscharakter an der auf Rechteckformen basierten Gebäudearchitektur aus. Die einladende Optik des detailreich gearbeiteten terassenspieltisches sorgt für zusätzliche Inspiration.

Disposition

I. Grand-Orgue C-a3

  1. Montre 8'
  2. Bourdon 8'
  3. Prestant 4'
  4. Doublette 2'
  5. Plein Jeu 3f.
  6. Trompette 8'

II. Positif C-a3

  1. Bourdon 16'
  2. Flûte harmonique 8'
  3. Violoncelle 8'
  4. Octave 4'

III. Récit C-a3

  1. Cor de nuit 8'
  2. Viole de Gambe 8'
  3. Voix celeste 8'
  4. Flûte octaviante 4'
  5. Octavin 2'
  6. Trompette harmonique 8'
  7. Basson-Hautbois 8'
    Trémolo 

Pédale C-g1

  1. Contrebasse 16'
    Soubasse 16'  TM II.
    Flûte 8'  TM II.
    Violoncelle 8'  TM II.
    Octave 4'  TM II.
  2. Bombarde 16'

 

Koppeln: I-P, II-P, III-P, Super III-P, II-I, III-I, III-II, Sub III

mechanische Spieltraktur, mechanische Registertraktur mit Setzeranlage (Doppelregistratur)

Download Projektinfo:

Download