Orgelwerke

Ailingen, St. Johannes Baptist

Renovierung und Erweiterung der Kiene-Orgel (1897) | III/33 | 2017

Baugeschichte Kirchenraum

Als die alte Kirche in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts für die Gemeinde zu klein geworden war und über die Jahre hin, vor allem durch die Luftangriffe auf Friedrichshafen, einige Schäden entstanden waren, entschied sich die Kirchengemeinde für einen Neubau. Im Sommer 1958 wurde die Kirche abgebrochen und bereits am 6./7. Juni 1959 die neue Kirche von Weihbischof W. Sedelmeier eingeweiht.

 

Baugeschichte der Orgel

Die heutige Orgel wurde im Jahre 1897 von der Werkstatt Anton Kiene in Waldkirch als rein pneumatisches Werk geliefert. 1928 wurden von der Firma Reiser/Biberach die vom Ersten Weltkrieg her fehlenden zinnernen Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen ersetzt. Wahrscheinlich zeitgleich wurde zusätzlich eine Liebl. Posaune 16’ eingebaut. Beim Kirchenabriss (1958) wurde die Orgel völlig abgebaut und eingelagert. Nach Fertigstellung der Kirche wurde die Orgel - eigentlich als Provisorium - wieder aufgestellt. Vom neugotischen Gehäuse wurde die Ornamentik komplett entfernt und stattdessen ein gerader, kastenförmiger Abschluss montiert. Das Schwellwerk, welches ursprünglich direkt an das Hauptwerk angebaut war, musste wegen des großen Mittelfensters auf der anderen Seite der Empore prospektlos aufgestellt werden. Dies war nur möglich mit der Elektrifizierung des Schwellwerkes. So wies der Bestand nicht nur zweierlei Traktursysteme auf, also pneumatisch für das Hauptwerk und das Pedal, und elektrisch für das Schwellwerk, sondern der Organist hat vom originalen Spieltisch vor dem Hauptwerk nur eine eingeschränkte Gehörkontrolle vom Schwellwerk. Dies führte dazu, dass ein Gemeindemitglied aus Ailingen 1986 in Eigenleistung einen elektrischen Spieltisch in die Mitte der Empore baute, von wo aus man eine ausgewogene Gehörkontrolle für beide Werke hat.

 

Renovierung und Erweiterung

Eine romantische Orgel von 1897 mit noch komplett vorhandenem Pfeifenwerk (außer Prospekt), ist eine Seltenheit. Nach 55 Jahren als Dauerprovisorium wurde die Orgel technisch und klanglich in den Raum integriert. Hierfür wurde die Intonation behutsam auf die Akustik des neuen Aufstellungsraums angepasst. Ein zusätzliches Schwellwerk 2 wurde gebaut und seitlich neben den Fenstern an der Kirchenrückwand aufgehängt, um die Klangressourcen der Kiene-Orgel beträchtlich zu erweitern. Dieses Werk ist auf Grund der mittigen Position für die Begleitung von Chor und Orchester ideal geeignet. Darüber hinaus wurde ein fahrbarer, elektrischer Spieltisch gebaut, der je nach Situation auf der Empore an verschiedenen Stellen genutzt werden kann. Die gesamte Anlage erhielt eine vereinheitlichte, dem Kirchenraum entsprechende Prospektgestaltung mit schrägen Gehäusedächern sowie eine helle Farbfassung mit goldenen und roten Aktzenten.

Entwurf für den neuen, elektrischen Spieltisch
Der Spieltisch vor dem Gehäuse vor dem Schwellwerk 1 und Cs-Seite von Schwellwerk 2.
Der Spieltisch vor dem Gehäuse von Hauptwerk und Pedal.
Blick von der Empore in den Kirchenraum.
Der elektrische Spieltisch

Disposition

I. Hauptwerk C-f'''

  1. Bourdon 16'
  2. Prinzipal 8'
  3. Flöte 8'
  4. Viola di Gamba 8'
  5. Dolce 8'
  6. Oktav 4'
  7. Gemshorn 4'
  8. Mixtur 3f 2'

II. Schwellwerk 1 (alt) C-f'''

  1. Geigenprinzipal 8'
  2. Gedackt 8'
  3. Salicional 8'
  4. Aeoline 8'
  5. Liebl. Prinzipal 4'
  6. Traversflöte 4'
  7. Nasat 2 2/3'
  8. Blockflöte 2'
  9. Kornett 3f 2 2/3'
  10. Trompete 8'
    Tremulant

III. Schwellwerk 2 (neu) C-f'''

  1. Nachthorn 8'
  2. Quintatön 8'
  3. Viola da Gamba 8'
  4. Vox coelestis 8'
  5. Fugara 4'
  6. Piccolo 2'
  7. Progressio 2-5f 2 2/3'
  8. Oboe 8'
  9. Klarinette 8' (aufschlagend)
    Tremulant 

Pedal C-f'

  1. Subbass 16'
    Zartbass 16' (Windabschwächung)
  2. Violonbass 16'
  3. Oktavbass 8'
  4. Salicionalbass 8'
  5. Choralbass 4'
  6. Liebl. Posaune 16'

Koppel:
II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P 
I-I Super, II-I Sub, II-I Super, II-II Sub, II-II Super, III-I Sub, III-I Super, III-II Sub, III-II Super, III-III Sub, III-III Super, II-P4', III-P4', II Aequal ab, III Aequal ab (II. + III. Manual Superoktave ausgebaut)

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