Orgelwerke

Rendsburg, St. Marien

Neubau | III/45 (2 Ext.) | Opus 1021 | 2025

Mit fast 700 Jahren ist die spätgotische Marienkirche der älteste erhaltene Kirchenbau in Rendsburg. Es handelt sich um eine Backsteinhallenkirche mit Polygonalchor, deren Inneres weiß verputzt und mit dezenten Farbbemalungen verziert ist. Im Kontrast zu den massigen Baugliedern und der nüchternen Architektur steht die reichhaltige Ausstattung, bestehend aus dem Altar, der Kanzel sowie Epitaphen und Bildtafeln aus der Renaissance- und Barockzeit. Seit 1922 zeigt sich die vergrößerte Orgelempore in ihrer heutigen Form mit integrierten Reliefs aus dem 17. Jahrhundert.

Die St. Marien-Kirche ist eine der kulturell und geschichtlich bedeutendsten Kirchen in Schleswig-Holstein und beherbergt die Dauerausstellung „Glaubensspuren“. Um der Bedeutung der Kirchenmusik stärkeren Ausdruck zu verleihen, wurde zum einen die Ausstellung um Themengebiete des regionalen Orgelbaus und der Orgelmusik erweitert. Andererseits bildet die neue, 2025 errichtete Orgel das Kernstück sowohl der didaktischen Projektaufgabe, als auch des kirchenmusikalischen Lebens. Nicht zuletzt dient das Instrument für Organisten und Studierende als Anziehungspunkt in der Orgellandschaft.

In der europaweiten Ausschreibung zum Neubau einer romantisch ausgerichteten Orgel und deren Integration in das Ausstellungskonzept „Gläserne Orgel“ wurden auch Vorschläge für die Besucherpräsentation erwartet. Wir freuen uns, dass unser Angebot die Orgelbaukommission „in großer Einmütigkeit in musikalisch-künstlerischer, gestalterischer und didaktischer Hinsicht überzeugt hat“.

Die neue Orgel besitzt 45 Register auf drei Manualen und Pedal. Klanglich orientiert sie sich an der französischen Romantik nach dem Vorbild von Cavaillé-Coll. Die Disposition ist dabei so vielseitig angelegt, dass auch andere Musikepochen überzeugend interpretiert werden können. Die Spieltrakturen sind mechanisch angelegt, während die Registertraktur elektrisch gesteuert wird und mit einer Setzeranlage ausgestattet ist. Mit einem eigenen Schwellkasten für das Postif, einem bis a3 erweiterten Tonumfang sowie zusätzlich elektrifizierten Trakturen (MIDI) ergeben sich weitere musikalische Nutzungsmöglichkeiten. Ein Zimbelstern, eine Celesta und ein Röhrenglockenspiel erweitern das Klangspektrum.

Im vorderen Orgelbereich sind die Windladen vom Grand-Orgue auf zwei Ebenen übereinander angeordnet. Mit einer Stimmgangsbreite Abstand schließen sich dahinter die beiden Schwellwerke an, ebenfalls in zwei Etagen übereinander. Ganz hinten sind Rund um den Besucherdurchgang die Pfeifen des Pedalwerkes positioniert.

Das Orgelgehäuse besteht aus einem klangdurchlässigen Stabwerk und nutzt die gesamte Raumhöhe bis zum Gewölbe. In der Front stehen Pfeifen aus Montre 16‘ und 8‘. Aus der Staffelung der Pfeifenlängen und der Labienverläufe ergibt sich eine elegante, zentrumsbetonte Linienführung, welche die glänzende Pfeifenfläche dynamisch auflockert. Zwischen der stark verzierten Emporenbrüstung und dem relativ niedrigen Gurtbogen präsentiert sich der zurückhaltende Prospektentwurf als moderner Abschluß der Westansicht des historischen Kirchenraumes.

Um den Besuchern die Welt der Orgel auf anschauliche und interessante Weise näher zu bringen, ist die Gesamtkonstruktion so angelegt, dass sich ein Rundgang um die Orgel ergibt. Die teilweise verglasten Wände des Seitengehäuses und des Spieltisches erlauben Einblicke in das Orgelinnere. Der angrenzende, neu eingerichtete Raum im Turm hinter der Orgel setzt die Ausstellung der „Gläsernen Orgel“ fort. Hier befinden sich u.a. die Windanlage und ein Orgelfunktionsmodell.

Die Kirchengemeinde informiert auf einer eigenen Internetpräsenz über das Orgelprojekt: https://glaeserne-orgel-marienkirche-rendsburg.de/

Disposition

I. Grand-Orgue C-a3

  1. Montre 16'
  2. Montre 8'
  3. Flûte harmonique 8'
  4. Bourdon 8'
  5. Violoncelle 8'
  6. Prestant 4'
  7. Dulciana 4'
  8. Quinte 2 2/3'
  9. Doublette 2'
  10. Cornet V 8' ab g°
  11. Fourniture V 2'
  12. Basson 16'
  13. Trompette 8'
    II-I, III-I
    Sub/Super III-I

II. Positif expressif C-a3

  1. Diapason 8'
  2. Cor de nuit 8'
  3. Salicional 8'
  4. Unda maris 8' ab c°
  5. Prestant 4'
  6. Flûte douce 4'
  7. Nazard 2 2/3'
  8. Quarte de Nazard 2'
  9. Tierce 1 3/5'
  10. Plein jeu IV 1 1/3'
  11. Clarinette 8'
    Tremolo
    III-II
    Sub/Super III-II

III. Récit expressif C-a3

  1. Bourdon doux 16'
  2. Flûte traversière 8'
  3. Bourdon 8'
  4. Viole de Gambe 8'
  5. Voix céleste 8' ab c°
  6. Flûte octaviante 4'
  7. Octavín 2'
  8. Carillon III 2 2/3'
  9. Trompette harmonique 8'
  10. Basson et Hautbois 8'
  11. Clairon harmonique 4'
    Tremolo
    Sub/Super III

Pédale C-f1

  1. Contrebasse 16'
  2. Soubasse 16'
  3. Grand Nazard 10 2/3'
  4. Flûte 8'
  5. Violoncelle 8'
  6. Bourdon 8' (Ext.)
  7. Flûte 4' (Ext.)
  8. Bombarde 16'
  9. Trompette 8'
  10. Clairon 4'
    I-P, II-P, III-P
    Super III-P

    Spieltraktur und Normalkoppeln mechanisch,
    Registertraktur und Oktavkoppeln elektrisch,
    MIDI, Setzeranlage,
    Zimbelstern (6 Schalenglocken),
    Celesta, Röhrenglockenspiel.
    Temperierung leicht ungleichschwebend.

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