Orgelwerke

Kastellaun, Kirche Kreuzauffindung

Renovierung und Erweiterung | II/26 +4 Ext. +18 TM | 2020

Die Kirche Kreuzauffindung in Kastellaun wurde 1899-1902 im neugotischen Stil mit Querschiff und Nebenchören als dreischiffige Basilika errichtet. Im Jahr der Kirchweihe (1902) wurde die Orgel von den Gebrüdern Gerhardt aus Boppard fertiggestellt. Sie besaß 19 Register auf zwei Manualen und Pedal mit pneumatischer Traktur. Die Disposition war der Erbauungszeit entsprechend hochromantisch ausgelegt mit überwiegend grundtönigen Klangfarben; Zungenstimmen fehlten völlig.

Bis auf die im I. WK in Zink ersetzten Prospektpfeifen war die Orgel Anfang der 1970er Jahre original erhalten, als durch die Firma Klein & Sohn (Obersteinebach) wesentliche Umbauten vorgenommen wurden. So wurde der alte, seitlich eingebaute Spieltisch durch einen fahrbaren ersetzt, die Traktur auf Elektropneumatik umgerüstet und der Klang durch Dispositionsänderungen und Einbau höher liegender Stimmen zu barockisieren versucht. Glücklicherweise wurde dabei ein Großteil des alten Pfeifenmaterials wiederverwendet.

1999 tauschte Fa. Mayer (Heusweiler) eine neobarocke Zimbel 3f. gegen eine neue Oboe 8' aus. Im Laufe der Jahre traten klangliche Defizite und technische Fehlfunktionen immer stärker in Erscheinung.

Ziel der geplanten Renovierungsmaßnahmen war es, eine technisch und klanglich hochwertige Orgel mit künstlerischer Zukunftsperspektive zu schaffen. Dazu wurde das vorhandene störanfällige und musikalisch unbefriedigende Instrument einer grundlegenden Renovierung unterzogen und die Klangsubstanz behutsam weiterentwickelt.

Die historischen Pfeifen besitzen ein großes klangliches Potential und wurden nach sorgfältiger Restaurierung tendenziell der ursprünglichen Disposition zurückgeführt. Wo erforderlich, wurden fehlende bzw. abgeschnittene Pfeifen rekonstruiert. Die Prospektpfeifen erhielten eine neue Bronzierung. Neu hinzu kamen ferner zwei Tremulanten und ein Schwellkasten für das II. Manual. In der gründlichen Nachintonation der gesamten Orgel entstand ein charakteristisches und homogenes Klangbild.

Im technischen Bereich waren unter anderem Arbeiten am Ständerwerk und eine Neupositionierung der Pedalladen erforderlich. Die ganze Orgel wurde zur Optimierung der Wartungswege um 30 cm nach vorne gerückt. Sie erhielt eine bisher fehlende Rückwand und klangdurchlässige Füllungen im Unterbau. Auch die Gehäuseseitenwände wurden stilgerecht erneuert. Das Windsystem musste neu konzipiert werden und erhielt ein neues Gebläse.

Die Windladen wurden renoviert und die Elektrik nach heutigen Sicherheitsbestimmungen überarbeitet. Die Orgel wurde mit einer digitalen Steuerung ausgestattet, um die Klangressourcen voll ausschöpfen zu können. Ein gebrauchter Spieltisch wurde überholt, umgebaut und an die neuen Bedingungen angepasst. Für die Register- und Tonumfangserweiterungen haben wir die vorhandenen Windladen (Kegelladen) erweitert und im Schwellwerk zusätzlich mit Einzeltonansteuerung versehen. Der Pedalumfang wurde um drei Töne bis f1 erweitert.

Das Musikforum Kastellaun informiert ebenfalls über das Projekt auf seiner Internetpräsenz.

Disposition

I. Hauptwerk C-g3

  1. Principal 8'  G
    Violon 16'  TM aus Violon 16‘ (C-H) u. Geigenpr. 8‘
    Bordun 16‘  TM aus SW
  2. Gamba 8‘  G
  3. Hohlflöte 8‘  G
    Bordun 8‘  TM aus SW
  4. Dolce 8‘  S
  5. Oktave 4‘  K
  6. Gemshorn 4‘  G/S
    Flauto amabile 4'  TM aus SW
  7. Quinte 2 2/3‘  G
  8. Superectave 2‘  G
    Waldflöte 2'  TM aus SW
  9. Terz 1 3/5'  H
  10. Mixtur 3f. 1 1/3  K
    Fagott 16‘  TM aus SW
  11. Trompete 8‘  K
    Tremulant  S

II. Schwellwerk C-g3

  1. Bordun 8‘  H
    Bordun 16'  Ext. Bordun 8'  S
    Salicet 16'  TM aus Bordun 16' (C-H) u. Salic. 8'
    Geigenprinzipal 8‘  Ext. Prinzipal 4'  G
    Flauto amabile 8'  TM aus Bord. 8' (C-H) u. Fl.am. 4'
  2. Salicional 8‘  G
  3. (Vox coelestis 8‘  ab c°, vacant)
  4. Prinzipal 4  G
  5. Flauto amabile 4‘  G
  6. Fugara 4‘  S
    Violine 2'  Ext. Fugara 4'  S
  7. Waldflöte 2‘  G
  8. (Progressio 3-4f. 2 2/3'  vacant)
    Fagott 16'  Ext. Oboe 8'  S
  9. Trompette harmonique 8‘  S
  10. Oboe 8’  M
    Tremulant  S

Pedal C-f1

  1. Violon 16‘  G
    (Untersatz 32'  akustisch, vacant)
  2. Subbass 16‘  G
    Bordun 16'  TM aus SW
  3. Prinzipalbass 8‘  K/S
    Cello 8'  TM aus SW
  4. Gedacktbass 8‘  G
    Bordun 8'  TM aus SW
    Salicetbass 8'  TM aus SW
    Choralbass 4'  TM aus SW
  5. Posaune 16‘  K
    Fagott 16'  TM aus SW
    Trompette harmonique 8'  TM aus SW
    Oboe 8'  TM aus SW
    Clairon 4'  TM aus SW, oktaviert
    Schalmey 4'  TM aus SW, oktaviert

 

Koppeln: II-I, I-P, II-P, Sub II, Super II

Zusätzliche Schaltungen, Sonder- u. Intervallkoppeln, Pedalteilung, Midirecorder etc. per Registrermatrix steuerbar (Touchscreen)

Kegelladen, elektropneumatische Trakturen, Setzeranlage

G = Gerhardt 1902
H = historisch, unbekannte Herkunft
K = Klein 1974, teilw. unbekannte Herkunft
M = Mayer 1999
S = Späth 2020

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